Always in Love and Memory    * 06.01.1987   † 28.12.2003


1. Hauptverhandlung

Meine einzige Tochter kam am 28.12.2003 bei einem schweren Autounfall ums Leben. Als ich die Nachricht erfuhr, veränderte dies mein ganzes Leben. Lachend am 28.12.2003 und tot am 7. Januar 2004 gesehen.
Sie hatte sehr, viele innere und äußere Verletzungen und die Notärzte gaben wohl ihr bestes, aber Sabrina hatte keine Chance.
Aber dann: Zum ersten durfte ich meine Tochter 10 Tage nicht sehen, man legte sie 8 Tage auf den Hauptfriedhof. Damals wußte ich noch nicht warum.
Sie wurde obduziert, was mich ebenfalls schockierte und ich es erst später erfuhr. Im Nachhinein erfuhr ich, dass dies sein musste. Welche Mutter hat schon Ahnung was passiert, wenn ihr Kind bei einem Autounfall ums Leben kommt.
Endlich durfte ich meine Tochter dann am 7.Januar 2004, einen Tag nach ihrem 17. Geburtstag im offenen Sarg sehen. Am 9.Januar wurde sie dann in die Erde gelassen, mein EIN und ALLES. Es kam mir vor, bis heute noch, als wenn ich eine Fremde beerdigt hätte. Ich habe wenig Erinnerung an ihre Beerdigung. Natürlich stand ich unter Valium, was machen die Ärzte sonst? Sie wissen sich nicht zu helfen. Ich bereue es heute, das ich diese Medikamente nahm.
Heute weiß ich, dass ich doch auf nichts Einfluss habe, obwohl es um meine eigene Tochter geht. Mein Leben lang, als Alleinerziehende meinte ich alles was meine Tochter angeht unter Kontrolle zu haben. Aber ich hatte in dieser ganzen schweren Tragödie nichts zu sagen, noch das man mich vor eine Entscheidung stellte, was mein totes Kind betrifft.
Nach der Beerdigung hoffte ich dann auf eine gerechte Strafe für den Todesfahrer meiner Tochter, denn wie bekannt hat er diesen schweren Unfall allein verursacht.
Gewollt hat er es nicht, aber er hätte das Auto stehen lassen müssen. Denn er wusste, dass er mit Drogen voll gepumpt war und weiterhin fuhr er mit stark überhöhter Geschwindigkeit. Mit fast 21 Jahren muss man doch soweit denken können, dass man nicht mehr Auto fährt, zumal es 1,2 km nur bis zu unserem Haus sind.
Das Verhalten von ihm selbst und seiner Familie ist ebenfalls sehr unmenschlich, denn von Reue oder Anteilnahme kam ab dem Tag der Beerdigung nichts mehr. Im Gegenteil, der Todesfahrer vergnügte sich schon kurz nach dem Unfall mit einem neuen Mädchen und ging auf Feste (Faschingsumzug) in unserem Ort.
Seit all’ dem bin ich total verzweifelt, ich sitze tief in meiner Trauer und möchte mein Kind wiederhaben, was leider nicht mehr geht. Ich zittere jeden Tag. Am liebsten wäre ich für sie gestorben. Immer frage ich nach dem WARUM. Eine Antwort werde ich nie bekommen. Ich bin auch sehr verwirrt durch diese ganze Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit. Ich vermisse meine einzige Tochter und alles wird nur so abgetan. Sie lebte, sie wollte leben und war voller Zukunftspläne. Ihre Ausbildungslaufbahn war schon gesteckt. Man kann Sabrina nicht einfach wie ein Stück Holz behandeln. Sabrina ich liebe dich, du warst mein ganzes Leben und tief in meinem Herzen hast du den größten Platz.
Das alles reicht noch nicht, es geht immer weiter.
Nach dem Unfall fuhr der Fahrer weiterhin Auto, obwohl man ihm im März den Führerschein entzog. Weiterhin nimmt er massiv seine Drogen zu sich in aller Öffentlichkeit.
Dann die für mich erwartende Gerichtsverhandlung. Ich hoffte und war fest der Meinung, dass meine Tochter und auch ich unsere Gerechtigkeit in diesem Staat bekommen, denn es hätte mich etwas erleichtert und meine Trauer wäre vielleicht etwas leichter zu tragen. Leider ging das Urteil in jeder Hinsicht zu Gunsten des Angeklagten aus. Das Urteil muss ich hier nicht in Einzelheiten aufführen, denn ein jeder kennt dieses ungerechte Urteil. Und das nicht alles: meine Tochter wurde während der Verhandlung wie eine Akte behandelt, die man auf dem Schreibtisch hin und her schiebt. Als Nebenklägerin meiner Tochter durfte ich gerade mal 5 Min. über mein Kind etwas sagen und während diesen 5 Min. ermahnte mich der Richter auch noch indem er sagte: “Bleiben Sie doch mal sachlich.“ Ich war sehr nervös und war oft den Tränen nahe. Natürlich bekam ich das durch Verwirrungen und Aufregung in dieser kurzen Zeit nicht hin. Nach ein paar Sätzen über mein geliebtes Kind, die ich auch einmal wiederholte, sagte der Richter zu mir: „Ist angekommen.“ Ständig musste ich während der Verhandlung mit meinem Stuhl hin und herrücken, da ich genau an der Eingangstür saß. Während der Verhandlung durften Jugendliche einfach in den Saal eintreten und machten sich über mich auch noch lustig. Es waren die Freunde des Angeklagten. Die Verhandlung stand von vorn herein unter Zeitdruck und mir selbst kam es so vor, als wenn ich einen zerstreuten Richter vor mir sitzen habe, denn gleich zu Beginn der Verhandlung sprach mich der Richter mit dem Namen des Angeklagten an. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Hier geht es schließlich um den Tod meiner jungen Tochter. Ich und im Sinne meiner Tochter empfand die Verhandlung sehr schmerzhaft, ungerecht, kaltherzig und sie lief im Schnellverfahren durch. Ferner fanden dies auch die Zuschauer.
Bei der Urteilsverkündigung fiel mir auf, dass der Richter fast väterlich dem Angeklagten das Urteil begründete, nach dem Motto: „So Junge, jetzt streng dich aber mal an.
Jetzt kommt noch das allergrößte. Meine Tochter hat einen hohen Preis zahlen müssen, aber scheinbar reicht dies noch nicht. Denn seit dem 16. Juni wurde ihr Grab systematisch verwüstet und geschändet (achtmal, in Abständen von ca. 2 Tagen)
Meine Tochter war sehr beliebt, sonst wären an die 300 Menschen nicht auf ihrer Beerdigung gewesen. Ich bin am Ende und möchte in Ruhe um meine Sabrina trauern.
Man sollte Tote und deren Hinterbliebenen mit mehr Würde behandeln. Zumal es hier um ein junges Mädchen geht, was von der einen Minute auf die andere unschuldig in den Tod gerissen wurde, nämlich meine Tochter.

 

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