Always in Love and Memory    * 06.01.1987   † 28.12.2003

Nur 1 Sekunde!

Als ich das Gutachten von dem Sachverständigen gelesen hatte, dachte ich, jetzt ist es auch um mich geschehen, obwohl ich mit ihm schon ein Telefongespräch zuvor hatte. Mein Herz blockierte und ich schnappte nach Luft, als wenn jeden Moment mein Herz stehen bleiben würde. Ich weinte und weinte und weinte. Ich hatte in diesem Moment rmeine Sabrina ganz genau vor mir, ich sah ihre letzten Sekunden vor mir, es war entsetzlich.

Sabrina hatte sich nicht angeschnallt, wahrscheinlich hätte Sie der Gurt noch eher stranguliert, das ist meine Meinung, denn Sabrinas Sitz drehte sich um 90 C°. Die Meinung des Gutachters war dazu enthalten, mit anderen Worten, er wüsste es nicht genau, es würde sich schlecht rekonstruieren lassen.

Der Unfall passierte in unserem Ort, ca. 1 km von unserem Haus entfernt. Meine Sabrina wollte doch nur nach Hause.


Sabrina und der Fahrer verließen um genau 21:15 h, laut Aussage meiner kleinen Schwester das Haus meiner großen Schwester, in dem wir den Geburtstag von Sabrinas Oma feierten. Der Unfallrekonstruktion nach, ereignete sich der Unfall aber erst gegen 21:40 h. Unsere Frage an den Fahrer ist bis heute nicht beantwortet. „Wo ist die Zeit geblieben zwischen Abfahrtszeit 21:15 h und der Unfallzeit 21:40 h?“ Seinen Angaben nach, hätte er angeblich zwischen einem LKW ausparken müssen. Diese These wurde bis heute von keiner Person bestätigt, geschweige denn gesehen. Ebenfalls liegen anonyme nicht offizielle Hinweise vor, bzw. Gerüchte, dass es auch ein illegales Autorennen gewesen sein könnte.
Auf diese Frage werde ich wohl nie eine Antwort bekommen!!! Oder vielleicht doch..?

Der Fahrer fuhr ca. 15-20 m vor dem ersten Baum gegen eine Bordsteinkante auf, mit einer geschätzten Gesamtmindestgeschwindigkeit von ca. 120 km/h, wobei auf dieser Strecke nur 50 km/h erlaubt sind, da es eine geschlossene Ortschaft ist.  Danach prallte das Auto mit ca. Tempo 78 km/h (geschätzte Mindestgeschwindigkeit ) frontal mit der Fahrerseite gegen einen Baum auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Fahrzeug drehte sich um 140 C°, während es gegen einen zweiten Baum rutscht, der genau 11,5 mtr. neben dran steht. Schließlich prallt es dann mit 43 km/h mit der Beifahrerseite (saß meine Tochter) gegen den zweiten Baum. 1,7 m nach dem zweiten Baum kam das Fahrzeug endlich zum Stillstand, während Sabrinas Sterben begann. Vor der Kollidierung des ersten Baums, rasierte der Fahrer noch ca. 7m Gebüsch.


Zu den beiden geschätzten Mindestgeschwindigkeiten von 120 km/h und 78 km/h möchte ich noch sagen, dass alle Sachverständigen die nach dem Unfall vor Ort waren, mir gegenüber die These aufstellten, das der Fahrer wohl mit einer Gesamtgeschwindigkeit von ca. 120 km/h angefahren sein muss, wenn nicht noch mehr. Denn am ersten Baum schätzte man die Aufprallgeschwindigkeit auf 78 km/h, die auch als fester Anklagepunkt vor Gericht in die Anklage auf „fahrlässige Tötung“ mit rein kam. Die zweite Aufprallgeschwindigkeit von 43 km/h wurden nicht geschätzt. Der Gutachter teilte mir mit, das diese Geschwindigkeit definitiv fest steht. Ich fragte damals nicht warum diese fest steht, ich vermute das dass Tacho bei 43 km/h stehen blieb.

Wie das Auto auf die gegenüberliegende Straßenseite kam, ist und bleibt ein Rätsel, man kann nur vermuten. Er verlor angeblich die Kontrolle, da ihm ein Fahrzeug entgegenkam musste er gegensteuern, nach seinen Angaben. Hinterher hat sich herausgestellt, dass es gar kein zweites Fahrzeug gab. Er stand unter massiven Drogen, hatte Halluzinationen und dadurch spiegelte sich das eigene Fahrzeug in den Fenstern eines Firmengebäudes. Durch diese Spieglung bildete er sich das zweite Fahrzeug also nur ein. Ferner gab es nicht eine Bremsspur, folglich gehe ich und auch die Gutachter davon aus, das dass Fahrzeug auf die gegenüberliegende Seite bei dieser Geschwindigkeit abgehoben haben muss, oder der Fahrer hat die Bremse überhaupt nicht benutzt.

Diese Frage wird wohl für immer ungeklärt bleiben, sei denn der Fahrer spricht mit mir. Für mich ist der ganze Unfall sehr mysteriös!


Immer wird dies mein sehnlichster Wunsch bleiben mit ihm über diesen schrecklichen Unfall zu sprechen – „Was ist genau passiert und Wie ist es passiert?“ Denn er war der letzte und einzige unfallbeteiligte Zeuge vor Ort, und vor allen Dingen der, der meine Tochter als letztes im Arm hatte und mit ihr versuchte zu sprechen.


Der Polizei gab er an, Sabrina aus dem Frack gezogen zu haben, was ich ihm auch glaube. Ich erinnere mich noch genau, als der Dekan uns vier Tage vor der Beerdigung meines Kindes besuchte, um die Predigt zu besprechen, das auch der Fahrer in unserem Haus zu Besuch war. Er besuchte uns an diesem Tag insgesamt seit wir ihn überhaupt das erste Mal sahen, das fünfte Mal. Es war auch der vorletzte Besuch von ihm, er kam an dem Tag der Beerdigung das letzte Mal. In einem kurzen Gespräch zwischen uns, erwähnte er mir gegenüber, dass Sabrina nur noch einen schwachen Puls gehabt hätte. Er habe es gespürt, als er Sabrina unter den Armen von der Rücksitzbank aus dem Wrack zog. Er legte Sabrina vor den Baum. Er hätte versucht mit Sabrina zu sprechen, er sagte mir, dass Sabrina nach Luft schnappte und nur ein röcheln von ihr zu hören war. Diese Aussage glaube ich ihm, da er selbst zu dem Zeitpunkt noch unter Schock stand und man in einem Schockzustand meist die Wahrheit sagt.


Ich möchte noch einen kleinen Dialog zwischen dem Fahrer und einem Polizisten hinzufügen. In der Klinik, in der sich der Fahrer befand, sagte er zu einem vor Ort gewesenen Polizisten: „Dumm gelaufen!“. Daraufhin antwortete der Polizist: „Nein, nicht dumm gelaufen! Scheiße gefahren!“.


10 Wochen nach dem Unfall begann für mich eine Odyssee. Ich fing an zu recherchieren. Ich telefonierte fast 2 Wochen herum, bis ich die Ärzte fand die vor Ort waren. Ein Narkosearzt als Notarzt der bei Sabrina die Haupteinleitung der Reanimierung übernahm und ein Assistenzarzt der Sabrina ebenfalls behandelte, der aber die Ausbildung zur Reanimierung nicht hatte. Dieser Arzt war übrigens als erster am Unfallort. Ich lies mir also einen Termin in der Klinik geben, in der der Notarzt tätig war und immer noch ist, auch der Assistenzarzt kam zu diesem Termin. Ich unterhielt mich fast 1 1/2 Stunden mit beiden Ärzten, sah auch das Protokoll der Herz- und Pulsfrequenz meiner Sabrina. Mein Stiefvater und die Besitzerin von Nandino (Sabrinas langjähriges Reit- und Pflegepferd) leisteten mir Beistand. Darüber bin ich heute im Nachhinein sehr dankbar.


Circa ein halbes Jahr später suchte ich dann den Unfallgutachter auf, um alle Details des Unfalls zu erfahren. Am besagten Termin telefonierten wir dann fast 3 Stunden zusammen. Ich musste mir während des Gespräches ständig die Tränen abwischen, er fragte mich ob wir an einem anderen Tag noch mal sprechen wollen, ich sagte Nein, Nein, es geht schon.
Ich kann nicht beschreiben oder erklären, wie es ist, wenn man als Mutter erfährt, wie das eigene Kind stirbt.


Der letzte Besuch im September 2004, da war dann das Höchstmaß für mich erreicht.
Ich suchte die Frankfurter Rechtsmedizin auf und ließ mir auch dort einen Termin geben. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um überhaupt diesen Anruf zu tätigen. Am Telefon wurde ich dann gefragt, wann Sabrina obduzierte wurde, schon als ich das Datum aussprach fing ich an zu weinen und fragte, ob ich den nächsten Tag noch mal anrufen dürfte. Denn das Datum, war fast gleich mit ihrem 17. Geburtstag, der 5.Januar.
Während meine Sabrina also obduziert wurde, suchte ich das Grab auf dem Friedhof aus, in das Sabrina hinein sollte. Diese Gedanken kamen mir damals erst nach den Recherchen wie ein Blitz in den Kopf geschossen.
In der Rechtsmedizin erfuhr ich dann fast alles, was ich wissen wollte. Ich war auch dort fast 1 1/2 Stunden, meine Notiz war mit 35 Fragen gelistet, alles auf einer DIN A4 Seite. In Begleitung dorthin war ich mit meinem Lebensgefährte und meiner kleinen Schwester. Wir waren alle angsterfüllt, dort allein schon einzutreten. Die Sektionsräume waren im Keller, in die wir sowieso nicht rein gedurft hätten. Ich erfuhr von dem Pathologe alles was ich wissen wollte. Die Verletzungen von Sabrina zu hören waren für mich irgendwie realistischer, als es auf einem Blatt Papier von 36 Seiten wie ein Buch zu lesen. Der Obduktionsbericht ist nicht einfach zu lesen. Ich weinte viel und guckte mir das Haus ganz genau an, von innen und von außen und dachte, was hat man nur mit meinem Kind getan, dass kann doch nicht die Wahrheit sein. Das Haus sieht aus wie in dem Film „Psycho“ mit Norman Bates, eine ganz alte Villa, sie sieht unheimlich aus und ist von innen sehr gediegen eingerichtet. Ich fühlte mich wie in einem Krimi, ich dachte, das ist alles ein Albtraum was hier passiert, welche Gedanken mich immer noch begleiten, die wohl auch bis an mein Lebensende bleiben werden.

Heute im nach hinein bin ich froh darüber, dass ich all diese Recherchen getätigt habe, denn sonst hätte ich bis heute nicht gewusst und erfahren, was mit meiner Sabrina passiert war. Mein Wunsch zu wissen was passiert ist, war größer als meine Angst. Es war und ist alles ein Horror, ein Traum aus dem ich nicht erwache.


Somit setzte ich ein Stück Puzzle des großen Mosaiks für mich selbst schon mal zusammen, was nur der Anfang einer niemals vergessenden Tragödie war. Einzelheiten möchte ich hier nicht weiter nennen, Sabrina hätte es niemals gewollt und für viele Leser wäre es nicht einfach. Aber ich möchte die letzten Sekunden wiedergeben, die ich durch all diese genannten Personen in Erfahrung gebracht habe, was für mich Priorität hatte. Denn ich musste einfach wissen, ob Sabrina gelitten oder irgendetwas gespürt hatte. Heute bin ich allein der Meinung, dass Sabrina etwas gespürt haben muss, wobei mir Ärzte, viele Verwandte und Bekannte das Gegenteil sagten, natürlich, um mir nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen. Ich kann aber nur mit der Wahrheit leben, um das Geschehene zu verarbeiten und es irgendwann einmal, wenn überhaupt zu akzeptieren.

Zu 90 % muss es sich also so zugetragen haben.

Der Unfallgutachter, die Ärzte und auch der Rechtsmediziner, konstruierten und simulierten mir so die letzten Sekunden in Sabrinas Leben.

-  1,0 Sekunden:

das Auto prallt frontal mit der Fahrerseite gegen den ersten Baum; das Airbag geht auf und knallt in Sabrinas Gesicht;

-  0,9 Sekunden:

das Auto dreht sich um 140 C°; Sabrina bekam schon nichts mehr mit, da sie schon unter Schock und wahrscheinlich auch schon ohne Bewusstsein war;

-  0,8 Sekunden:

weiter prallt es nach der Drehung mit der Beifahrerseite gegen den zweiten Baum; Sabrina konnte es weder sehen noch mitbekommen, denn zum einen, weil sie wie gesagt schon bewusstlos war und zum anderen, drang der Baum durch die Drehung von hinten in das Auto und in sie hinein; das Auto krümmt sich; Sabrinas Sitz hat sich aus der Verankerung gelöst und dreht sich um 90C°; ihre Rippen brechen und splittern sich; sie dringen in ihren Brustkorb; reißen Löcher in die Lunge und zerfetzen die inneren Arterien; Blut schießt in ihren ganzen Körper; es dringt in die Lungenflügel ein; Leber, Milz, Niere und Aorta reißen; ihre linke Hand bricht wie Glas; Schienbein bricht durch; Oberschenkelbruch, Ober- und Unterarmbruch; Beckenbruch bis in Darm; Kniebruch;
sie hatte keine Chance; sie wirbelt durch das Auto wie eine Puppe; ihre Füße werden aus den Schuhen gerissen;
sie hatte nicht einmal mehr die Zeit zu schreien;

-  0,7 Sekunden:

Fahrzeug kommt 1,7m nach dem zweiten Baum zum Stehen; Sabrina liegt hinten auf der Rücksitzbank;

-  0,6 Sekunden:

Schock für den Fahrer; er hat überlebt;

-  0,5 Sekunden:

er steigt aus;

-  0,4 Sekunden:

zieht Sabrina angeblich (seine Aussage) aus dem Wrack;

-  0,3 Sekunden:

er legt Sabrina vor den Baum (seine Aussage); Sabrinas Sterbeprozess beginnt;

-  0,2 Sekunden:

Sabrina hat kaum noch Puls; ihre Atmung nur noch ganz schwach, durch die schlimm verletzten, gerissenen und zerschmetterten Organe; Sabrina erstickt an ihrem eigenen Blut; man sagte mir, sie hätte nichts mehr gespürt;

-  0,1 Sekunden:

Fahrer rennt auf die Strasse, um Hilfe zu holen; erst der zweite Autofahrer hat ein Handy dabei; währenddessen stirbt Sabrina allein, ganz langsam vor dem Baum;

-  0,0 Sekunden:

alles vorbei

Diese Sekunden stelle ich bildlich da, ab der 0,6. milli Sekunde läuft es in Minuten weiter. Es soll eine Zeitrafferdokumentation darstellen.

-  15 Minuten später:

zwei Rettungswagen mit Ärzten und Notarzt treffen ein; Sabrina wird sofort reanimiert; über Handy alarmieren sie sofort den Rettungshubschrauber; sie wird in den Rettungswagen getragen; ihre Kleidung wird aufgeschnitten; Infussionen werden in beide Arme gelegt, zwei Drainagen werden in beide ihrer Lungenflügel gelegt; der Sauerstoff gelangt aber nicht wie er sollte in ihre Lunge, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen, sondern in ihren Kopf und ihren Leib; Sabrinas Kopf und Leib wurde lt. Aussage des Arztes aufgeblasen wie ein Luftballon; der Arzt zieht sofort alle Drainagen wieder raus; telefoniert mit der Einsatzleitstelle und stellt die Anordnung des Rettungshubschraubers zurück, Begründung: Sabrina ist nicht mehr transportfähig; Reanimierung erneut, durch manuelle Herzmassage und orale Mundbeatmung;

-  50 Minuten nach dem Unfall:

die Maschinen zeigen keine Anzeichen von Leben mehr;

…-…-…-…---------------------------------------------

-  22:30 h:

Sabrinas Herz bleibt schließlich stehen; es werden alle Maschinen abgestellt; alle Flaschen, Schläuche und Kabel werden entfernt;

-  22:40 h:

ein zweiter Arzt wird gerufen; er stellt 10 Minuten später den Totenschein aus; Staatsanwalt wird gerufen, er ordnet Obduktion an;

-  23:01 h:

Sabrina wird auf der Totenbahre weggebracht; (konkrete Aussage des Notarztes, da er auf die Uhr schaute, als er den Einsatzort verließ)

 

Und ich sitze auf einer Geburtstagsfeier, lache und diskutiere, während Sabrina jämmerlich starb.

 

Verzeih’ mir Sabrina…..,

ich habe mein Versprechen nicht gehalten....,

dass ich immer bei Dir sein werde, wenn Dir mal etwas zustößt. Ich weiß, dass Du dich auf Mama verlassen hast.

Oh Sabrina, ich konnte es doch nicht mein Schatz... wie denn...

Es gab nicht einmal ein Abschiedswort....


Ich wollte Dir doch noch sagen, dass Ich Dich so sehr liebe mein Schatz, vergiss' das nie und das ich verdammt stolz auf Dich bin!!!

Ich werde dich immer lieben, mehr als alles und jeden auf dieser Welt, jetzt noch mehr….

Mama lebt in zwei Welten, in der Welt der Toten und der Lebenden







 

 

 

 

 

 

 

 

 

             

 

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und ich dachte ich hätte
noch so viel Zeit .

. um Dir zu sagen,
wie sehr ich Dich liebe!
. um Dir zu sagen,
wie sehr ich Dich brauche!
. um Dir zu sagen,
wie sehr ich Dich bewundere!
. um Dir zu sagen,
wie sehr ich Dich achte!
. um Dir zu sagen
wie viel Glück ich Dir wünsche!
. um Dir zu sagen

was für eine wunderbare, süße, natürliche und liebevolle Tochter ich habe

Jetzt denke ich es immer noch jeden Tag, und außerdem,
wie sehr ich Dich vermisse!

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